Am 13. Mai 2025 soll der umstrittene Schweizer Publizist Daniele Ganser in der Friedrich-Ebert-Halle in Hamburg-Harburg auftreten – so wird es auf der Webseite der Halle angekündigt. am Wochenende wurde sogar noch ein weiterer Termin am 12. hinzugefügt.(Stand Heute 23.03.2025). Dieselbe städtische Halle war erst im Februar 2025 Schauplatz einer AfD-Wahlkampfveranstaltung – begleitet von massiven Protesten von rund 950 Menschen (https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/AfD-Wahlkampf-Abschluss-in-Hamburg-Proteste-vor-der-Halle,afd3414.html). Nun regt sich erneut Widerstand: Aus antifaschistischer Sicht gilt Ganser als Verschwörungsideologe, der mit pseudowissenschaftlich getarnter Desinformation und geschichtsrevisionistischen Aussagen die Öffentlichkeit gefährdet. In diesem Artikel werden Gansers Thesen und Methoden kritisch beleuchtet.
Holocaust-Relativierung und NS-Verharmlosung
Daniele Ganser steht in der Kritik, zentrale historische Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren. So behauptete er in Interviews, Deutschland werde „immer noch niedergedrückt mit dem Stichwort Hitler/Nationalsozialismus“ – als würde die Erinnerung an die NS-Verbrechen die deutsche Nation ungerechtfertigt belasten (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Nationalsozialismus). Er deutet an, Deutschland sei durch die Stationierung alliierter Truppen sogar ein „besetztes Land“, und beklagt, die Deutschen dürften wegen ihrer Kriegsschuld „nichts sagen“, ohne moralisch diskreditiert zu werden (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Nationalsozialismus). Solche Aussagen bedienen einen sogenannten Schuldabwehr-Antisemitismus – das Leugnen oder Relativieren deutscher Schuld am Holocaust zugunsten einer Opferrolle Deutschlands.
Besonders empörend ist Gansers Vergleich der Corona-Maßnahmen mit dem Holocaust. In einem von ihm mitgestalteten Verschwörungsvideo erklärte Ganser, der nationalsozialistische Völkermord an den Juden sei ein lokaler Wahnsinn „in einzelnen Ländern“ gewesen, „aber jetzt ist weltweit Wahnsinn“ – nämlich eine globale Spaltung zwischen Geimpften und Ungeimpften (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Nationalsozialismus). Mit anderen Worten: Ganser setzt die Pandemiemaßnahmen in Relation zum Holocaust und stilisiert Impfgegner als die neuen Juden. Diese Gleichsetzung wurde von Expert*innen scharf verurteilt. Pia Lamberty, Sozialpsychologin und Antisemitismusforscherin, nennt Gansers Aussagen „geschichtsrevisionistisch und holocaust-verharmlosend“ – also eine Form des Antisemitismus (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html). Gansers Behauptung, die Shoah sei „lokal“ gewesen, verhöhnt die industriell betriebene Massenvernichtung der europäischen Juden. Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter Baden-Württembergs, warnt ebenfalls: Durch derartige Vergleiche „verharmlost [Ganser] den Holocaust und verhöhnt damit die Ermordeten“ (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html). Ganser instrumentalisiert also die Erinnerung an Nazi-Verbrechen, um heutige Einschränkungen (wie Infektionsschutzmaßnahmen) als Diktatur zu brandmarken – ein zynischer Geschichtsvergleich, der bei Holocaust-Überlebenden und antifaschistischen Initiativen auf Entsetzen stößt.
Verschwörungsmythen: 9/11, Corona und mehr
Ganser ist vor allem dafür bekannt, Verschwörungstheorien zu verbreiten und anerkannte historische Fakten in Zweifel zu ziehen. Er zweifelt die offizielle Version der Terroranschläge vom 11. September 2001 an und insinuiert, Teile der US-Regierung könnten selbst dahinter gesteckt haben (https://www.swissinfo.ch/ger/politik/daniele-ganser-vermittelt-fake-news-zum-krieg-in-der-ukraine-und-ein-gutes-gefuehl/48495142). So suggeriert er etwa, das World-Trade-Center-Gebäude 7 (WTC7) sei am 11. September durch eine kontrollierte Sprengung zum Einsturz gebracht worden, anstatt – wie belegt – infolge der Anschläge und Brände (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html). Ganser stellte in einem Zeitungsbeitrag die gesamte offizielle Darstellung der 9/11-Anschläge infrage und übernahm damit zentrale Mythen der sogenannten „Inside-Job“-Verschwörungsszene (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html). Diese antiaufklärerischen Thesen kosteten ihn schließlich seinen Lehrauftrag an der ETH Zürich – die Hochschule trennte sich von ihm, weil sie einen Wissenschaftler nicht tolerieren wollte, der „unsinnige Verschwörungstheorien“ verbreitet (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html).
Auch zur COVID-19-Pandemie verbreitete Ganser falsche Behauptungen. Er spielte die Gefährlichkeit des Coronavirus herunter und beteiligte sich an verschwörungsideologischen Narrativen, wonach die Pandemie von geheimen Eliten benutzt werde, um „die Gesellschaft zu töten [und] zu kontrollieren“ (https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-dieses-verschwoerungs-video-enthuellt-nichts,T6pbH6C). Ganser unterstellte, es gebe einen globalen Plan, mittels Angst und Impfungen die Bevölkerung gefügig zu machen – ein klassisches Motiv der „New World Order“-Erzählung, die antisemitische Wurzeln hat (eine angebliche jüdische Weltverschwörung) (Warum Daniele Ganser so umstritten ist – und so gefährlich). Insgesamt zweifelt Ganser immer wieder wissenschaftliche Erkenntnisse und Fakten an – von der Gefährlichkeit des Coronavirus über die Verantwortung für 9/11 bis hin zu erwiesenen russischen Kriegsverbrechen – und ersetzt sie durch Spekulationen (https://www.swissinfo.ch/ger/politik/daniele-ganser-vermittelt-fake-news-zum-krieg-in-der-ukraine-und-ein-gutes-gefuehl/48495142). Damit erreicht er ein Publikum, das bereitwillig an solche „alternativen Wahrheiten“ glaubt.
Suggestivfragen und pseudowissenschaftliche Methode
Charakteristisch für Ganser ist seine scheinbar nüchterne Vortragsweise, die er als „Friedensforschung“ ausgibt – tatsächlich aber ein rhetorisches Täuschungsmanöver darstellt. Er präsentiert seine Thesen oft als bloße Fragen, um den Eindruck von Objektivität zu erwecken. In Wirklichkeit führt Ganser sein Publikum gezielt auf Verschwörungserzählungen hin. Der Historiker Michael Butter, Experte für Verschwörungstheorien, analysiert Gansers Methode so: „Er stellt Suggestivfragen, reißt Zitate und Bildquellen aus dem Zusammenhang und verschweigt alles, was nicht zu seinen Argumenten passt“ (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html). Ganser tue so, als wolle er lediglich Denkanstöße geben, entwerfe implizit aber eine vorgefertigte Verschwörungsthese (ebd.). Am Ende lassen seine Ausführungen dem Publikum praktisch nur einen Schluss zu – etwa den, dass die US-Regierung hinter den Anschlägen vom 11. September stecke. Butter bezeichnet diese Vorgehensweise folgerichtig als „manipulativ“: Es gehe Ganser nicht um offene Fragen, sondern darum, eine Verschwörungsmythologie in populärwissenschaftlicher Verkleidung zu verkaufen (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html).
Auch andere Wissenschaftler*innen kommen zu ähnlichen Einschätzungen. Ganser betreibe „Pseudowissenschaft“ und vermische seriöse mit unseriösen Quellen, urteilte etwa die Aargauer Zeitung schon 2018 (https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/verschworungsstar-verliert-lehrauftrag-auch-uni-st-gallen-lasst-daniele-ganser-fallen-ld.1496085) Seine Vorträge hätten keinen eigenen Forschungswert, sondern dienten vor allem der Bestätigung bereits gefasster Meinungen. Mit PowerPoint-Präsentationen, vielen Zahlen und Quellennennungen versucht Ganser zwar den Anschein von Seriosität zu erwecken, doch dieser Schein trügt – tatsächliche wissenschaftliche Standards erfüllt er nicht. So hat Ganser seit Jahren keine peer-reviewten Fachpublikationen mehr veröffentlicht; seine frühere Universität St. Gallen beendete 2017 die Zusammenarbeit mit ihm (https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/ganser-guerot-krone-schmalz-101.html). Der Osteuropa-Historiker Frithjof B. Schenk resümiert treffend: „Ich würde die heutige Tätigkeit Gansers nicht als die eines Wissenschaftlers bezeichnen, sondern als die eines geschickten Unternehmers“ (https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/ganser-guerot-krone-schmalz-101.html).
Warnungen von Expert*innen und demokratischen Institutionen
Quer durch die Republik warnen Antisemitismusbeauftragte, Wissenschaftler und Journalist*innen vor Gansers Auftritten. Sie sprechen von gefährlicher Geschichtsklitterung und bewusster Desinformation. Michael Blume nennt Ganser einen „antiwestlichen Verschwörungsunternehmer“, der seit Jahren mit Lügengeschichten Geld verdiene (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html). Ludwig Spaenle, Antisemitismusbeauftragter Bayerns, warnt, Verschwörungsideologen wie Ganser verfolgten nur ein Ziel: „die Gesellschaft zu spalten, um schlussendlich die Demokratie zu zerstören“ (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html). In Gansers Vorträgen sehen viele eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, weil dort Misstrauen gegen demokratische Institutionen und Minderheiten gesät wird.
Fachleute betonen zudem Gansers mangelnde Expertise. Julia Obertreis, Professorin für Osteuropäische Geschichte, stellt klar: „Daniele Ganser ist ein Nicht-Experte, der sein Geld damit verdient, Vorträge […] zu halten und dabei Verschwörungsfantasien zu verbreiten.“ (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html) Ganser spreche über Themen wie den Ukraine-Krieg, ohne auf dem Gebiet ausgewiesenes Wissen zu besitzen – und ohne Rücksicht auf Fakten. Mehrere Osteuropa-Historiker bezeichneten 2023 Gansers Thesen ausdrücklich als unseriös und fachlich unhaltbar, da er grundlegende Tatsachen ignoriere (z.B. wer Aggressor und wer Opfer ist) und stattdessen russische Propagandamärchen kolportiere (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Krieg_Russlands_gegen_die_Ukraine). Auch aus sicherheitspolitischer Sicht kommt deutliche Kritik: Joachim Krause, Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik in Kiel, sagt über Ganser: „Er ist kein Wissenschaftler. Er ist ein Verdummungsunternehmer, der sein Geld damit verdient, dass er die Gehirne der Menschen mit Verschwörungsfantasien verjaucht.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Nationalsozialismus) Mit ungewöhnlich scharfen Worten wird hier Gansers Geschäftsmodell als geistige Volksverdummung gebrandmarkt. In den Augen dieser Experten verhöhnt Ganser mit seinen Geschichtslügen nicht nur die Opfer des Holocaust, sondern leistet auch brandgefährlicher Demokratiefeindlichkeit Vorschub.
Putin-Propaganda und antiwestliche Narrative
Gansers Weltbild ist geprägt von einer einseitig antiwestlichen Sichtweise, die auffallend oft mit der offiziellen Propaganda autoritärer Regime übereinstimmt. Besonders deutlich wird das in seinen Äußerungen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seit 2014 verbreitet Ganser kontrafaktische Thesen, die weitgehend die Kreml-Narrative übernehmen (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Krieg_Russlands_gegen_die_Ukraine). So behauptet er, die NATO habe Russland durch die Osterweiterung „unter Druck gesetzt“ und angeblich gegebene Versprechen gebrochen – ein Argument, das Präsident Putin gerne vorschiebt, welches aber von Historikern klar widerlegt ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Krieg_Russlands_gegen_die_Ukraine). Die proeuropäischen Massenproteste des Euromaidan 2013/14 in Kiew verklärt Ganser zu einem von „amerikanischen Akteuren“ gesteuerten Putsch, um eine US-hörige Regierung in der Ukraine zu installieren (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Krieg_Russlands_gegen_die_Ukraine). Entsprechend stilisiert er den aktuellen Krieg als bloßen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland – die Verantwortung für die Invasion schiebt er hauptsächlich Washington in die Schuhe. Sogar erwiesene russische Kriegsverbrechen, wie das Massaker an Zivilisten im ukrainischen Butscha 2022, stellte Ganser gegenüber seinem Publikum als vermutlich „Fehlinformation“ dar (https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/ganser-guerot-krone-schmalz-101.html).
Solche Aussagen decken sich nahezu wortgleich mit der Desinformation der russischen Staatsmedien. Klaus Gestwa, Professor für Osteuropäische Geschichte, betont, Gansers Darstellung „ist fast deckungsgleich mit der russischen Propaganda über diesen Krieg“ (https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/ganser-guerot-krone-schmalz-101.html). Ganser spreche der Ukraine jegliche eigene Handlungsfähigkeit ab und zeichne die Ukrainer als „Marionetten der US-Amerikaner“ – eine krasse Verdrehung der Realität, die die tatsächliche ukrainische Opferrolle ausblendet (https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/ganser-guerot-krone-schmalz-101.html). Historische Fakten werden von Ganser ignoriert: So erinnert Gestwa daran, dass der ukrainische Präsident Janukowytsch 2014 keineswegs von den USA gestürzt, sondern von seinem eigenen Volk zum Teufel gejagt wurde und ins russische Exil floh (Krieg in der Ukraine: Viel Aufmerksamkeit für fragwürdige Experten | tagesschau.de) (Krieg in der Ukraine: Viel Aufmerksamkeit für fragwürdige Experten | tagesschau.de). Die Historikerin Martina Winkler ergänzt, ein geheimes NATO-“Nicht-Erweiterungs”-Versprechen von 1990, auf das Ganser sich beruft, habe es nie gegeben – dieser Mythos ist längst historiografisch widerlegt (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Krieg_Russlands_gegen_die_Ukraine). Und Julia Obertreis kritisiert, Ganser ignoriere grundlegende Fakten wie die völkerrechtswidrige Aggression Russlands und das Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Krieg_Russlands_gegen_die_Ukraine). Stattdessen übernehme er blindlings die Propaganda eines autoritären Regimes. So verwundert es nicht, dass selbst internationale Beobachter Alarm schlagen: François Bausch, Luxemburgs Vize-Premier und Verteidigungsminister, nannte Gansers Ukraine-Thesen eine „Geschichtsverfälschung“ und warnte, Ganser setze demokratisch gewählte Politiker mit Despoten wie Putin gleich (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Krieg_Russlands_gegen_die_Ukraine).
Inszenierung als verfolgter „Wahrheitssucher“
Trotz – oder gerade wegen – der heftigen Kritik stilisiert sich Daniele Ganser selbst als mutiger Wahrheitssucher, der von Mächtigen mundtot gemacht werden soll. Er beklagt regelmäßig Zensurversuche und Medienhetze gegen seine Person. In seinen Auftritten präsentiert er sich gern als Opfer der „Mainstream-Medien“ und politischen Gegner. Dabei schreckt Ganser nicht vor drastischen Vergleichen zurück: Er zieht Parallelen zwischen sich und historischen Persönlichkeiten, die für ihre Überzeugungen verfolgt wurden. So verglich er sich öffentlich mit Galileo Galilei, dessen Erkenntnisse einst von der Kirche unterdrückt wurden, und sogar mit Martin Luther King, der „erschossen wurde, nachdem er nur die Wahrheit gesagt hatte“ (https://www.t-online.de/region/stuttgart/id_100124494/warum-daniele-ganser-so-umstritten-ist-und-so-gefaehrlich.html). Als einige seiner Vorträge 2023 nach Protesten abgesagt wurden, setzte Ganser diese Absagen allen Ernstes mit der NS-Verfolgung der Widerstandskämpfer der Weißen Rose gleich – er stellte sich in eine Reihe mit der hingerichteten Sophie Scholl (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Nationalsozialismus). Solche Selbstvergleiche mit echten Märtyrern und Opfern totalitärer Regime wurden umgehend als geschichtsvergessen und anmaßend zurückgewiesen. Es zeigt jedoch, welche Strategie Ganser verfolgt: Er inszeniert sich als Märtyrer der Meinungsfreiheit, um Kritik an ihm als ungerechtfertigte Unterdrückung abzutun.
Beobachter kritisieren, dass diese Opferrolle bei Ganser Teil des Geschäftsmodells ist. Der österreichische Journalist Christian Kreil etwa analysiert, Ganser bediene bewusst die Erwartungen seines Publikums und nehme dafür sogar den Verlust seines wissenschaftlichen Ansehens in Kauf – „das sei Teil des Geschäftsmodells eines Verschwörungsplauderers“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniele_Ganser#Nationalsozialismus). Indem Ganser sich als verfolgter Wahrheitsverkünder darstellt, festigt er die Loyalität seiner Anhänger und schürt zugleich deren Misstrauen gegen jede Kritik von außen. Finanziell zahlt sich diese Masche für ihn aus: Gansers Bücher verkaufen sich hunderttausendfach und seine Live-Vorträge füllen große Hallen – Tickets kosten oft 30 bis 40 Euro pro Person. Zusätzlich hat er eine zahlende Online-Community eingerichtet, in der Mitglieder für 365 Euro im Jahr exklusiven Zugang zu seinen Fragerunden erhalten (https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/ganser-guerot-krone-schmalz-101.html). Mit dieser Mischung aus Heilsversprechen und Verfolgungsnarrativ generiert Ganser beträchtliche Einnahmen. Kritiker bezeichnen ihn daher nicht zu Unrecht als geschickten Unternehmer, der Verschwörungsgläubigkeit kapitalisiert.
Fazit: Daniele Ganser tritt gern als vermeintlicher Aufklärer und Friedensforscher auf, doch seine Thesen und Aussagen entlarven ihn als Geschichtsrevisionisten und Verschwörungsideologen. Seine Relativierung der NS-Verbrechen und Holocaust-Vergleiche stoßen bei Antifaschistinnen und Wissenschaftlerinnen auf Entsetzen. Gansers populistische Suggestivmethoden und die Übernahme von Kreml-Propaganda machen ihn zu einem Liebling demokratiefeindlicher Milieus – und zu einer Gefahr für den sachlichen gesellschaftlichen Diskurs. Dass er nun in Hamburg-Harburg, in einer Halle mit Vorgeschichte rechter Veranstaltungen, auftreten soll, mobilisiert zu recht Protest. Denn wo Ganser auftritt, darf Widerspruch nicht fehlen: Kein Platz für Geschichtsleugnung und Antisemitismus – weder in Harburg noch anderswo.
Einen noch breiteren Überblick findet ihr übrigens hier:
https://www.psiram.com/de/index.php/Daniele_Ganser
※ Anmerkung: Einige verlinkte Quellen (z.B. Zeitungsausgaben) sind kostenpflichtig oder archiviert. Alle Zitate im Text sind jedoch belegten Äußerungen entnommen.